Aktueller Forschungsstand
Wünscht die Europäische Union, fortan verstärkt gegen den Klimawandel vorzugehen, stellt sich die Frage, welche Regulierungsinstrumente (z.B. Zertifikate, Umweltsteuern, Recyclingprogramme etc.) sich dafür eignen und welche Resonanz seitens der Bevölkerung zu diesen möglichen Maßnahmen besteht. Dementsprechend hat sich das HOPE-Projekt zum Ziel gesetzt, die Bereitschaft zum kohlenstoffarmen Handeln und zu der damit verbundenen Lebensstiländerung zu erforschen. Einige Vorstudien kamen zu sehr unterschiedlichen Erkenntnissen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ermittelte in ihrer Forschungsreihe zum Thema „Greening Households“, dass das Umweltbewusstsein den ausschlaggebenden Unterschied darstelle und dieses mit der Einkommenshöhe verbunden sei. Gleichzeitig ergab eine Studie unseres Projektpartners Vestlandforsking, dass Mitglieder von Naturschutzvereinen und Organisationen ihren Alltag durchaus klimafreundlich gestalten, jedoch hinsichtlich ihrer Freizeitgestaltung vergleichsweise wenig auf ihren CO2-Fußabdruck achten (z.B. Antritt der Reise in den Jahresurlaub mit dem Flugzeug).
Zielsetzung des HOPE-Projektes
Das Ziel der Studie ist, die Bereitschaft der Bevölkerung, im Alltag klimafreundlich beziehungsweise kohlenstoffarm zu leben, zu ermitteln. Zum einen sollen über eine größere Anzahl privater Haushalte Präferenzen zu Maßnahmen zur Emissionssenkung ermittelt werden. Des Weiteren gilt es, die einzelnen Beweggründe für die Auswahl an vorgeschlagenen Maßnahmen (z.B. der Verzicht auf die eigene PKW-Nutzung oder die Minderung des Fleischkonsums) näher zu untersuchen. Deshalb hat sich das Konsortium für ein kombiniertes Design aus quantitativen und qualitativen Methoden entschieden. Die Intensität soll über Haushaltsumfragen erfasst werden, um in einer zweiten Phase anhand qualitativer Interviews die Entscheidungsfindung im Einzelfall nachzuvollziehen.
Konzeptuelle Vorgehensweise
Das Schaubild verdeutlicht, dass wir im Ansatz davon ausgehen, dass private Haushalte in Zukunft von politischer Seite in ihrem Konsumverhalten gesteuert werden. Um realitätsnahe Szenarien zu entwickeln, wird uns ein politisches Beratungsgremium unterstützen, um bestehende sowie geplante Regulierungen zu berücksichtigen. Nähere Informationen finden Sie unter der Rubrik PAB.
Eine vergleichende Studie
Vor dem Hintergrund, dass die von der EU bis 2050 gesetzten Ziele nicht leicht zu erreichen sind, haben wir uns dazu entschlossen, einen Ländervergleich anzustreben. Die Stadtebene bietet die Möglichkeit, ein breites und tatsächliches Bevölkerungsbild abzubilden und zugleich qualitative Interviews zu führen. Für die Wahl der Städte, Aix-en-Provence, Bergen, Mannheim und Umea, haben wir erstens Stadtorte gewählt, die einen ähnlichen sozio-ökonomischen Stellenwert im jeweiligen Land genießen. Zweitens haben wir uns für Städte entschieden, die als umweltbewusst gelten und bereits über ausgeprägte Klimastrategien verfügen. Drittens möchten wir Diskrepanzen zwischen den örtlichen Klimaverhältnissen und den ökonomischen Eigenschaften (ausgeprägter Industrie- oder Tourismussektor) hinsichtlich der Formulierung von Klimapolitiken als Einflussgröße berücksichtigen.
Private Haushalte
Unter dem Begriff privater Haushalte fassen wir unterschiedliche Lebensformen zusammen. Die Anzahl der Mitglieder ist dabei nicht im Vorfeld bestimmt, sondern umfasst mindestens eine Person, bis hin zu einer beliebigen Anzahl an Personen (z.B. Ehepaar mit oder ohne Kinder, aber auch Wohngemeinschaften). Über örtliche Melderegister erhalten wir eine Anzahl an privaten Haushalten, die zufällig ausgewählt wurden.
Im Rahmen einer ersten Kontaktaufnahme laden wir private Haushalte dazu ein an unserer Studie teilzunehmen. Das vom Projektpartner TEC entwickelte Online-Tool gibt Haushalten die Möglichkeit eine Reihe an Informationen anzugeben, die uns dabei helfen, den individuellen Fußabdruck des Haushaltes zu ermitteln. Die Informationen schließen strukturelle Merkmale wie die Anzahl an Personen im Haushalt, das durchschnittliche Einkommen aber auch Konsumverhalten wie der wöchentliche Fleisch-, Gemüsekonsum oder die Nutzung des privaten Kraftfahrzeuges, ein.
Die Einhaltung des Datenschutzes
In Kürze erscheint eine Kategorie FAQ, unter der Sie nähere Informationen zur Einhaltung von Datenschutzbestimmungen finden. Die Daten werden ausschließlich im Rahmen der Studie verwendet und anonymisiert. Aus den wissenschaftlichen Publikationen sind keine Rückschlüsse auf einzelne Haushalte möglich. Private Daten werden nur für die Projektleitung zur Kontaktaufnahme während der Projektlaufzeit zur Verfügung stehen. Jede(r) TeilnehmerIn erhält vor dem Beginn der Datenerhebung ausführliche Informationen über die Einhaltung des Datenschutzes. Die Weitergabe der Daten an Dritte sowie die Einsicht ist ausgeschlossen.
Der CO2-Fußabdruck privater Haushalte
Die Emissionsfaktoren wurden öffentlich zugänglichen Datenbanken entnommen (z.B. ADEME für Aix-en-Provence in Frankreich). Sollten einzelne Emissionswerte nicht vorliegen, werden möglichst ähnliche Konsumgüter hinzugezogen. Bei stark abweichenden Emissionswerten zwischen nationalen Datenbanken werden die Werte gemittelt, um so eine Einschätzung treffen zu können. Anhand der gewonnen Daten erhalten die teilnehmenden Haushalte einen Katalog mit rund 60 einzelnen Maßnahmen, die im Alltag dazu führen, die Emissionswerte zu senken. Jede Auswahl senkt den eingangs ermittelten Fußabdruck.
Die Präferenzen privater Haushalte
Die TeilnehmerInnen werden gebeten, die vorgeschlagenen Maßnahmen zu bewerten. Jede Maßnahme gibt einen ökologischen (in CO2e/Kg), ökonomischen (in Euro bzw. Norwegischen Kronen) und gesundheitlichen (in Tagen an gewonnener Lebenszeit, sog. DALY) Nutzen an, der durch die Umsetzung dieser Maßnahme erreicht wird. Wird die Maßnahme als umsetzbar bewertet, muss die Dimension angegeben werden, die zu der Bereitschaft beiträgt. Auf dieser Grundlage berechnen wir für jede Stadt die Bereitschaft der Befragten, einen kohlenstoffarmen Lebensstil zu leben und ermitteln, welche Anreize dabei von Bedeutung sind. Das Ziel ist es, für jeden Haushalt insgesamt eine Reduktion von mindestens 30% zu erzielen. In einer weiteren Fragerunde werden Haushalte gebeten, weitere Maßnahmen zu berücksichtigen, um eine Reduktion von mindestens 50% zu erreichen. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf, wenn Sie Fragen zu den statistischen Methoden haben..
Entscheidungsfindung privater Haushalte
In jedem der vier Länder ziehen wir eine kleine Stichprobe innerhalb der untersuchten Haushalte, um qualitativ nach den Beweggründen zu forschen. Es gilt, mit den Haushalten zu ergründen, warum und wie sie zu den jeweiligen getroffenen Entscheidungen kamen, indem beispielsweise untersucht wird, welche finanziellen oder gesellschaftlichen Gründe dabei eine Rolle spielen. Die Vorgehensweise wir dabei methodisch semi-strukturiert gestaltet. Wir betrachten im konkreten Fall die bevorzugten bzw. abgelehnten Maßnahmen aus dem Katalog und lassen die Antwortmöglichkeiten relativ offen, um den TeilnehmerInnen Raum für freie Antworten zu geben, in denen sie uns ihre Wahrnehmungen und Empfindungen schildern.
Erhebungsform
Die erste Erhebung entspricht einem Umfrageformat, welches online und somit computergestützt umgesetzt wird. Der Zugang erfolgt über einen Internet-Link, der die Einrichtung eines Accounts ermöglicht. Damit haben TeilnehmerInnen die Freiheit, Antworten zu die Freiheit, ihre Antworten zu einem beliebigen Zeitpunkt einzustellen und zu verändern. Die Daten werden einer zentralen Datenbank übermittelt. Auf dieser Grundlage entsteht der individuelle CO2-Fußabdruck des Haushaltes. Für das Ausfüllen der Online-Masken bieten wir in jeder Stadt eine technische Hilfe an.
Der Maßnahmenkatalog wird den Haushalten zur Einsicht rechtzeitig zugeschickt und während eines ersten Haushaltbesuches besprochen. Jedem Haushalt wird der eigene Fußabdruck vorgelegt, um eine erste Einordnung vorzunehmen. Teilnehmende Haushalte werden gebeten, einen stellvertretenen Ansprechpartner frei zu benennen. Dieser Ansprechpartner wird von geschulten Interviewern kontaktiert, um in einem persönlichen Gespräch Stellung zu den 60 Maßnahmen zu nehmen. Die Auswahl an Maßnahmen wird computergestützt aufgenommen und in der Datenbank gespeichert. Die dritte Erhebungsphase findet ebenfalls zwischen einem Interviewer und der gewählten Ansprechperson statt und wird wiedercomputergestützt: sein. Die stattfindenden Gespräche werden digital aufgezeichnet, um eventuellen Informationsverlusten vorzubeugen Die Interviews werden verschriftlicht und den Haushalten vorgelegt, wodurch sich die Möglichkeit bietet, Aussagen zu streichen oder zu ändern. Die Informationen werden ausschließlich anonymisiert in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Die Transkriptionen sind nicht öffentlich zugänglich und unterliegen strengstens den beschriebenen Datenschutzrichtlinien.
Literatur
Brown, Z. (2014), “Greening Household Behaviour: Cross-domain Comparisons in Environmental Attitudes and Behaviours Using Spatial Effects”, OECD Environment Working Papers, No. 68, OECD Publishing.
Ehreke, I., B. Jaeggi and K. Axhausen (2014), “Greening Household Behaviour and Transport”, OECD Environment Working Papers, No. 77, OECD Publishing.
Kriström, B. and C. Kiran (2014), “Greening Household Behaviour and Energy”, OECD Environment Working Papers, No. 78, OECD Publishing.
Millock, K. (2014), “Greening Household Behaviour and Food”, OECD Environment Working Papers, No. 75, OECD Publishing.
Palatnik, R. R. et al. (2014), “Greening Household Behaviour and Waste”, OECD Environment Working Papers, No. 76, OECD Publishing.
Links:
http://www.inderscienceonline.com/doi/abs/10.1504/IJSD.2001.001545 – Stand 10.08.15
http://www.prosus.org/publikasjoner/Rapporter/2004-3/rapport3.pdf – Stand 10.08.15